Die Sozialdemokratie steht für eine demokratische, barrierefreie und gesunde Arbeitswelt. Wir werden den technologischen Fortschritt nutzen, um Arbeit und Arbeitszeit gerecht zu verteilen. Vollbeschäftigung und faire Löhne sind unsere Ziele.
Die Sozialdemokratie steht für eine demokratische, barrierefreie und gesunde Arbeitswelt. Wir werden den technologischen Fortschritt nutzen, um Arbeit und Arbeitszeit gerecht zu verteilen. Vollbeschäftigung und faire Löhne sind unsere Ziele.
(1) Arbeit für ein gutes Leben. Sichere, sinnhafte und gerecht entlohnte Arbeit ermöglicht Lebensqualität und Entfaltung. Sie trägt bei zu einem selbstbestimmten und unabhängigen, kurzum: zu einem guten Leben. Vollbeschäftigung im Rahmen einer solidarischen und ökologischen Wirtschaft ist das Ziel der Sozialdemokratie. Jeder Mensch hat ein Recht auf gute Arbeit, auf Aus- und Weiterbildung und gewerkschaftliche Organisierung sowie auf Freizeit.
(2) Für eine humane, gerechte und solidarische Arbeitswelt. Eine humane Arbeitswelt erfordert, dass alle Menschen frei von Zwang einer sinnhaften und sicheren Beschäftigung nachgehen können. Das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden steht im Mittelpunkt. Gerecht gestaltet ist die Arbeitswelt, wenn alle Beschäftigten von ihrem Einkommen gut leben können und von mehr Produktivität bzw. Effizienz profitieren. Eine humane und gerechte Arbeitswelt stärkt die Solidarität unter den Beschäftigten.
(3) Die Digitalisierung der Arbeitswelt bringt neue Möglichkeiten mit sich. Arbeitsabläufe können durch den Einsatz neuer Technologien effizienter organisiert und Menschen von belastenden Tätigkeiten befreit werden. So kann der Einsatz von intelligenten Assistenzsystemen altersgerechtes Arbeiten ermöglichen. Die Digitalisierung kann außerdem die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Erwerbsleben fördern und einen wichtigen Beitrag zur Inklusion leisten. Wie jeder technologische Wandel folgt auch die Digitalisierung keinem Naturgesetz. Die Qualität der Arbeit nimmt durch sie nicht automatisch zu. Wie technologische Neuerungen eingesetzt werden und wer davon profitiert, wird von ökonomischen und politischen Interessen beeinflusst. Umso wichtiger ist es, in der Gestaltung der Arbeitswelt das Wohl und die Interessen der Menschen in den Vordergrund zu rücken. Dabei verfolgen wir einen ethischen Zugang, der für ein Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und der Wahrung guter Beschäftigungsverhältnisse sorgt. Die Arbeitswelt in der sozialen Demokratie wird von allen Beteiligten mitgestaltet. Das erfordert die Möglichkeit innerbetrieblicher Mitbestimmung der ArbeitnehmerInnen und ihrer VertreterInnen.
(4) Fortschritt für alle. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen technologische Innovationen zugunsten einer humanen Arbeitswelt gestalten. Das erfordert eine Demokratisierung von Rationalisierungsentscheidungen, die auf technologischem Fortschritt beruhen. Dafür müssen die Beschäftigten frühzeitig in die Entwicklung von technischen Lösungen und neuen Arbeitsprozessen eingebunden werden. Oft kommt es zu einer Polarisierung zwischen guter, also gerecht bezahlter und gestaltbarer Arbeit und schlecht bezahlter prekärer Arbeit. Der Einsatz moderner Technologien kann Handlungsspielräume eröffnen und mehr Selbstorganisation ermöglichen – diese Spielräume gilt es im Interesse aller Menschen zu nutzen.
(5) Neue Arbeitsformen sozial absichern. Neue technologische Möglichkeiten ermöglichen andere Arbeitsformen. Dabei entstehen auch arbeitsrechtliche und arbeitsorganisatorische Formen der Arbeit, die häufig durch Rechtsunsicherheit, mangelnde soziale Absicherung, Kleinteiligkeit sowie Vereinzelung im Arbeitsprozess und schlechte Bezahlung geprägt werden. Es gibt unternehmerische Plattformen, die Lieferdienste für Speisen organisieren oder sogenannte Crowdwork-Plattformen, auf denen Menschen online ihre Arbeitskraft anbieten und oft nur für einzelne Arbeitsschritte Aufträge erhalten. Wer in der Datenwolke arbeitet oder seine Arbeitskraft online vermittelt, hat ein Recht auf faire Bezahlung, soziale Absicherung und gewerkschaftliche Organisierung. Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten setzen wir uns daher dafür ein, einen Rechtsrahmen für diese neuen Formen der Arbeit zu schaffen, der all das sicherstellt.
(6) Gemeinsam sind wir stark. Gemeinsam mit den Gewerkschaften treten wir für einen gerechten Anteil der ArbeitnehmerInnen am erwirtschafteten Ertrag und für das Recht auf Mitbestimmung im wirtschaftlichen und sozialen Leben ein. Nur starke und lebendige Gewerkschaften, BetriebsrätInnen und PersonalvertreterInnen sorgen für ein Kräftegleichgewicht im Interessenskampf zwischen Kapital und Arbeit, Vorstandsetagen und Beschäftigten. Angesichts des Wandels der Arbeitswelt muss die betriebliche Mitbestimmung forciert und ausgebaut sowie die Demokratisierung der Arbeitswelt vorangetrieben werden. Wir bekennen uns zum Modell der österreichischen Sozialpartnerschaft und einer wirksamen Vertretung der Interessen der ArbeitnehmerInnen durch die gesetzliche Mitgliedschaft in der Kammer für Arbeiter und Angestellte.
(7) Vollbeschäftigung schaffen durch ein Recht auf gute Arbeit für alle. Unser Ziel ist und bleibt Vollbeschäftigung. Auf dem Weg dorthin bedarf es einer teils radikalen Neuausrichtung unserer gewohnten Arbeitswelten. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen gute Arbeit für alle Menschen. Das bedeutet, dass wir Arbeitslosigkeit – vor allem Langzeitarbeitslosigkeit – nicht akzeptieren. Darum werden wir in letzter Konsequenz mit öffentlichen Mitteln Arbeitsplätze schaffen, um ein Recht auf Arbeit für alle sicherzustellen. Inklusion, also die Garantie guter Arbeitsverhältnisse für Menschen mit Behinderungen, ist entscheidend, damit alle Menschen ihre Fähigkeiten einbringen können. Tendenzen, erfahrene Arbeitskräfte aus dem Erwerbsleben auszuschließen, treten wir ebenso entschieden entgegen wie der Jugendarbeitslosigkeit in Österreich, in Europa und in der Welt. Dieser Kampf gegen die systematische Benachteiligung ganzer Gruppen am Arbeitsmarkt ist uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ein besonderes Anliegen.
(8) Wir kämpfen für gerechte Löhne. Eine erfüllende Tätigkeit ist eine wichtige Quelle von Lebenssinn und Anerkennung, eine gerechte Entlohnung ist eine Frage von Respekt und Akzeptanz. Wir wollen einen Mindestlohn, der widerspiegelt, dass Menschen einen großen Teil ihres Lebens dafür aufwenden, etwas für andere zu leisten. Unterschiede in der Entlohnung, die auf das Geschlecht, die Herkunft oder andere Faktoren der Identität zurückzuführen sind, bekämpfen wir entschieden.
(9) Den Fortschritt nützen. Wir werden den technologischen Fortschritt nutzen, um mehr Freiräume für die arbeitenden Menschen zu schaffen und die Arbeitszeit sozial gerecht zu verteilen. 45 Jahre nach Einführung der 40-Stunden-Woche ist es an der Zeit, neue Schritte der Arbeitszeitverkürzung zu setzen. Die Arbeitszeit soll den Bedürfnissen des jeweiligen Lebensabschnitts, den gesundheitlichen Voraussetzungen sowie den sich wandelnden unterschiedlichen Lebensweisen entsprechen. Damit ermöglichen wir echte Wahlfreiheit bei der Familienarbeit und mehr Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten.
(10) Halbe-Halbe und nicht weniger. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten setzen uns dafür ein, dass bezahlte und unbezahlte Arbeit zwischen Männern und Frauen gleich verteilt und gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit durchgesetzt wird.
(11) Wir wollen Bildungsmöglichkeiten für alle. Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung wie bezahlte berufliche Auszeiten, so genannte „Sabbaticals“, oder Bildungskarenz werden vor dem Hintergrund des rasanten Wandels in der Arbeitswelt an Bedeutung zunehmen. Wir unterstützen deshalb eine Stärkung und Ausweitung dieser Angebote, die für alle Beschäftigten einfach zugänglich sein müssen.