

Im Rahmen der Eröffnung der Bregenzer Festspiele betonte Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler, dass die Festspiele nicht nur ein Ort der Kultur sind, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Gedankenaustauschs. Die Kunst könne unsere Köpfe und Herzen öffnen und sei „wie der Treibstoff einer echten demokratischen Debatte“, so Babler, der vor autoritären Tendenzen warnte, die unsere Demokratie, Institutionen und Rechtsstaatlichkeit gefährden: „Wenn wir unsere liberale Freiheit aufrechterhalten wollen, müssen wir uns um unsere soziale Freiheit kümmern: die Freiheit, ein Leben ohne Armut zu führen, sich entfalten und teilhaben zu können“, so Babler. Darum müsse sich die Politik vergegenwärtigen, dass steigende Preise bei Mieten und Lebensmitteln auch die Sorgen erhöhen: „Bei steigenden Preisen schrumpfen die Träume. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass in Österreich wieder groß geträumt werden kann“, so Babler.
Leistbares Wohnen und Leben seien die Grundvoraussetzungen für unsere Demokratie. Außerdem solle sich unsere Demokratie dadurch auszeichnen, dass jeder Mensch am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Deshalb müsse auch Kunst und Kultur für alle Menschen zugänglich sein, betonte Babler.
„Die Zukunft unserer Demokratie hängt davon, wie wir miteinander umgehen, ob wir aufeinander zugehen und solidarisch sind“, so Babler, und weiter: „Unsere Demokratie wurde aus dem radikalen Gedanken geboren, dass jeder Mensch gleich viel wert ist und gleich viel mitbestimmen kann. Diesen radikalen Gedanken sollten wir ernst nehmen.“
Babler betonte, dass die soziale Säule der Demokratie schwächer geworden ist: „Es geht darum, dass uns eine Gewissheit abhandengekommen ist; die Gewissheit, dass die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft funktioniert, uns allen nützt und dass der Erfolg Österreichs unser aller Erfolg ist.“ Es habe sich etwas verschoben, so Babler, der festhielt, dass die reichsten fünf Prozent in Österreich so viel besitzen wie die übrigen 95 Prozent: „Es ist eine schlechte Nachricht für unsere Demokratie, dass die Vermögensverteilung in den westlichen Industrieländern heute eher an das absolutistische Frankreich erinnert als an die vergleichsweise egalitären 1960er-Jahre.“
Die ungleiche Verteilung habe zwei konkrete Auswirkungen auf unser Zusammenleben: „Erstens haben immer mehr Menschen das Gefühl, dass dieses Land sie vergessen hat und sie nicht am Erfolg Österreichs teilhaben können.“ Zweitens bedeuten ökonomisch ungleiche Lebensverhältnisse nicht nur ungleiche Kontostände, „sie bedeuten, dass uns das Gemeinsame und die Fähigkeit, uns in andere hineinzuversetzen, abhandenkommen“, so Babler, der betonte: „Wenn die Herzen kalt sind, werden die Ellbogen ausgepackt. Statt der Empathie wird der Egoismus kultiviert.“
„Wenn Kinder gar nicht erst zu träumen beginnen können, weil ihre Eltern arm sind und ihre Chancen gering, dann schädigt das auch die Vielfalt unserer Demokratie“, so Babler, der betonte: „In jedem Menschen steckt ein ganzes Universum. Ein Universum voller Träume, Sorgen und Wünsche. Wenn wir diese Vielfalt ernst nehmen, bewahren wir den radikalen Gedanken, auf dem unsere Republik gründet: Dass jede und jeder zählt“, sagte Babler, der sich bei allen Mitwirkenden der Bregenzer Festspiele bedankte: „Ihre Arbeit hilft dabei, das Beste in uns zu kultivieren: unsere Fähigkeit zur Empathie. Sie ist kein Luxus, sondern der Grundpfeiler der Demokratie“, so Babler.